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GESCHICHTE DER ISENBURG

 

Die Geschichte der Essener Isenburg ist eng mit dem Grafen Friedrich von Isenburg verbunden, der 1207 von seinem Bruder Eberhard die Schirmvogtei über Essen, Relling­hausen und Werden übernahm. Friedrich missbrauchte seine militärische Machtposition, indem er insbesondere im Stift Essen, widerrechtlich Abgaben erhob. Wirtschaftlicher Niedergang des Stiftes war die Folge. Auf eine Beschwerde der Essener Äbtissin beim Papst und beim Erzbischof von Köln machte letzterer dem Isenburger Vorhaltungen und bot ihm eine jährliche Rente an, sofern er die mit Gewalttätigkeiten verbundene Ausbeutung des Stiftes Essen einzustellen versprach. Der Isenburger aber lehnte dieses Anerbieten des Kölner Erzbischofs Engelbert, seines Onkels, ab. Anfang November 1225 sollte in Soest der Streit zwischen dem Isenburger und dem Stifte Essen geschlichtet werden. Dies gelang jedoch nicht, es bildete sich vielmehr gegen den Erzbischof, der auch das Amt des Reichsverwesers bekleidete, eine Verschwörung, an deren Spitze Friedrich von Isenburg stand.

 

Als nun Erzbischof Engelbert von Soest aus seine Heimreise nach Köln antrat, wurde er am Abend des 7. November 1225 in einem Hohlweg bei Gevelsberg von Friedrich von Isenburg und seinen Anhängern erschlagen. Diese Bluttat rief im ganzen Reiche ungeheure Entrüstung hervor. So klagte der Dichter Walther von der Vogelweide:

 

"Den ich im Leben pries, dess` Tod muß ich beklagen;
Drum weh ihm, der den edlen Fürsten von Köln hat erschlagen
O weh, dass ihn die Erde noch mag tragen!
Ihm wäre zu gelind ein eichner Strang um seinen Kragen
Ich will ihn auch nicht brennen, vierteln oder schinden
Noch mit dem Rad zermalmen, noch darüber binden:
Ich hoff`, der werde lebend noch den Weg zur Hölle finden."

 

Der Isenburger wurde geächtet, sein Stammsitz, die Isenburg bei Hattingen, zerstört und seine Güter eingezogen. Der Mörder irrte nun ruhelos umher, bis ihn der Ritter von Gennep gegen ein Lösegeld auslieferte. Friedrich von Isenburg wurde am 15. November 1226 vor dem Severintor in Köln aufs Rad gebunden und hingerichtet.

 

Der Sage nach soll die Klusenkapelle südwestlich vom Baldeneyer Berg durch eine Verwandte des Grafen Friedrich von Isenburg, die sich hierher zurückgezogen hatte, als Sühnenstätte für diesen Mord erbaut worden sein; in einem der beiden gotischen Buntfenster der Kapelle sind der Kölner Erzbischof Engelbert II. von Berg und sein aufs Rad gebundener Mörder Friedrich von Isenburg mit seinen übrigen Gefährten dargestellt.

 

Während nun der Familie des Isenburgers sämtliche Vogteien verlorengegangen waren, gelang es Friedrichs ältestem Sohn Dietrich, der sich seit der Hinrichtung seines Vaters nach dem Namen seiner Mutter, Dietrich von Limburg, nannte, die Vogtei über das Stift Rellinghausen zu behaupten. Er erbaute sich auf dem Baldeneyer Berg oberhalb der Ruhr auf vermutlich gewaltsam angeeignetem werdenschen Gelände eine Burg, die er - trotz aller vorangegangenen Ereignisse um seinen geächteten Vater - Isenburg nannte. Mit dieser Neu-Isenburg, einer gewaltigen Trutzburg, wollte er sich die Vogtei über Rellinghausen sichern und auch die durch die Bluttat seines Vaters verlorengegangenen Rechte über das Stift Essen zurückerlangen. ob die Grafen von Isenburg anstelle einer zerstörten errichtet wurde, ist geschichtlich nicht überliefert.

 

Die alte Beschreibung der Neu-Isenburg befindet sich im Schellenberger Archiv. Danach bestand das Schloss aus einer Unter- und Oberburg, erstere mit breiten Ummauerungen, acht Türmen und Wohnungen für 400 Mann, die die Burg vor Angriffen zu schützen hatten, sowie Ställen für Pferde und Vieh. Eine Treppe von 15 Stufen führte durch einen festen Turm mit Zugbrücke und Fallgatter zur Oberburg, wo der Schlossherr mit seiner Familie wohnte. Vier Ecktürme sowie der Turm, durch den man hinaufstieg, schützten die Oberburg. Von hier oben hatte man einen weiten Blick über das Ruhrtal. Die Oberburg bot, wie die Unterburg, etwa 400 Personen Platz. Tiefe Gräben umzogen die Burg und ließen den Zugang nur über eine nach Norden zum flachen Feld gelegene Zugbrücke zu. Die Keller waren in den Fels geschlagen. Wenn der Brunnen in Dürrezeiten einmal austrocknete, musste man 274 Stiegen hinuntersteigen, um zu der am Berge vorbeiströmenden Ruhr zu gelangen.

 

Gegen dieses riesige Bollwerk zogen 1244 starke Truppen des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden, der diese Burg als wichtigen Brückenkopf zwischen Rheinland und Westfalen erobern wollte. Von hier aus wollte der Kölner Erzbischof auch den bei Essen vorbeiführenden Hellweg, eine damals bedeutende Handelsstraße, kontrollieren. Die erzbischöflichen Truppen belagerten erfolgreich die "neue Burg" bei Essen, und Dietrich von Limburg musste nach nur neun Jahren seine "Neu-Isenburg" aufgeben. So gelangten die Stifte Essen und Rellinghausen in den Kölner Herrschaftsbereich.

 

Erster Kastellan des Kölner Erzbischofs auf der eroberten Neu-Isenburg wurde 1244 Graf Heinrich von Sayn, der die Burg nunmehr "Neu-Sayn" nannte. Er besaß als kölnischer "Amtsmann" Gerichtsbarkeit, Militär- und Münzgewalt und war gleichzeitig oberster Verwaltungsbeamter für Stadt und Stift Essen.

 

Doch als Graf Heinrich nach nur zweijähriger Herrschaft 1246 starb, gab es erneut Streitigkeiten um diese Burg, und zwar zwischen dem Abt von Werden, der als Lehnsherr des Geländes der Isenburg auftrat, und dem Erzbischof von Köln. Durch Vergleich von 1248 verzichtete der Werdener Abt auf seine Lehnsrechte zugunsten des Kölner Erzbischofs, allerdings unter dem Vorbehalt, dass stets für den Abt und seinen Kastellan eine Wohnung auf der Burg zur Verfügung stehen sollte.

 

Die Isenburg blieb nun 40 Jahre lang kölnisch, und erst die blutige Niederlage, die der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg 1288 bei Worringen im Kampf um die Limburgische Erbschaft gegen den rheinischen und westfälischen Adel und die Stadt Köln hinnehmen musste, änderte die Lage grundlegend.

 

Eberhard von der Mark eroberte in der Folgezeit kölnische Festungen in Westfalen und legte die Burgen Volmarstein, Hohensyburg und auch die Essener Isenburg in Trümmer. (Was von den Mauern der Isenburg übrigblieb, wurde als Baumaterial abgetragen; angeblich soll auch Haus Baldeney aus den Trümmern der Isenburg erbaut worden sein).

 

Mit der Zerstörung der Isenburg verlor Köln einen wichtigen militärischen Stützpunkt und gleichzeitig die Vogtei über Stadt und Stift Essen. Rudolf von Habsburg - Deutschland hatte sein 1273 in ihm wieder einen wirklich regierenden Kaiser - übertrug dem Grafen Eberhard von der Mark als Lohn für die Treue, die er ihm und dem Reiche erwiesen hatte, die Vogtei über Essen. Die Einzelheiten wurden durch den Vogteivertrag von 1290 geregelt: Der Graf von der Mark sollte als Stellvertreter des Kaisers Vogt des Stiftes Essen auf Lebenszeit sein, der Äbtissin von Essen, Berta von Arnsberg (1243 - 1292), fielen alle landesherrlichen Rechte zu, also alle Befugnisse, die zuvor der kölnische "Amtsmann" auf der Isenburg ausgeübt hatte. Jetzt hatte sie wieder alle wesentlichen Hoheitsrechte, vor allem die Gerichtsbarkeit, die Polizei-, Militär- und Münzgewalt, in ihrer Hand. Das war ein großer Erfolg für die tapfere Äbtissin, die beinahe fünfzig Jahre lang - auch unter dem Joch der Kölner Erzbischöfe - allen Stürmen getrotzt und letztlich mit Erfolg Essens territoriale Unabhängigkeit verteidigt hatte.

 

Quelle: Wanderungen durch unsere Stadt, Werner Baute - Verlag Pomp & Sobkowiak

 

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