Am 18. August trafen sich neun Gourmettour-Erfahrene und -Neulinge in Untergurgl im Ötztal, um am nächsten Morgen in die Bergwelt rund um Sölden zu starten. Zunächst ging es von Obergurgl aus 1000 Höhenmeter durch das Verwalltal zum Aperen Verwalljoch (2902 m), von wo wir zur ehemaligen Essener Hütte nach Südtirol absteigen wollten. Gegen Mittag zog dann von Italien der angekündigte Wetterwechsel heran. Oben am Joch direkt nach der Landesgrenze befanden wir uns nur noch im dichten Nebel, weder Weg noch Markierungen waren zu sehen. Zwei mutige Alpinis, die über das rutschige, feuchte, feine Geröll abstiegen, fanden zwar einige Metallhaken, aber anstatt ins Ungewisse abzusteigen, beschlossen wir schweren Herzens wieder nach Obergurgl zurückzukehren, um von dort dann mit dem Bus bei strömendem Regen übers Timmelsjoch nach Südtirol zum Gasthof Hochfirst zu fahren.

Am nächsten Morgen fiel nur noch ab und an leichter Schneegriesel aus den Wolken und so konnten wir über die Timmelsalm und den Schwarzen See zur Windachscharte (2844 m) aufsteigen. Von dort ging es über Geröll- und Schneefelder zur Siegerlandhütte auf 2710 m. Und es wurde immer kälter und kälter … Wie gut, dass es auf den Hütten eine gute Stube gab, die vom Kaminofen wunderbar erwärmt wurde! Nachts sah es allerdings anders aus. Im Damen-Bettenlager reichten zwei Decken nicht, so dass ich trotz dicker Fleece-Garnitur, Socken und Stirnband auch noch mit Trinkflasche, gefüllt mit warmem Teewasser, unter die Decken stieg.

Aber jede eiskalte Nacht geht vorüber und frühmorgens wurden wir belohnt mit wundervollen Ausblicken auf gerötete Bergspitzen und Wattewolken, die aus dem Ötztal allmählich heraufwanderten. Entlang des Triebkarsees erklommen wir das Joch am Gamsplatzl (3091 m) mit super Fernblicken bis in die Dolomiten. Beim Abstieg zur Hildesheimer Hütte (2893 m) nutzten wir ein riesiges Schneefeld zum Training mit Pickel, Seil und Steigeisen. So vorbereitet konnten am nächsten die Gletscher kommen! Am Vormittag starteten wir über Gaisskarferner und Windachferner des Skigebietes Stubaital unterhalb der Jochdohle. Von der Warenkarscharte (3186 m) erklommen einige noch schnell den Gipfel der Warenkarseitenspitze (3347 m), während sich die anderen schon seelisch auf die Überquerung des naturbelassenen Gletschers vor uns vorbereiteten. Am Seil teilweise mit Steigeisen ausgerüstet kamen wir im sulzigen Schnee gut voran, bis dann dach plötzlich jemand bis zu den Oberschenkeln in einer Spalte steckte. Anschließend fehlten nur noch einige Meter über ein gewaltiges Felsenmeer bis zur Hochstubaihütte. Eine Felsspalte, die den Berg wie eine Gletscherspalte teilte, beeindruckte uns sehr. Trotz einer Höhe von 3174 m machte die Hütte mit ihrer Küche unserer Gourmet-Wanderung alle Ehre.

Ab Freitag ging es dann bergab, vorbei zunächst an Seen, Schafen und Almwiesen und später durch Lärchenwald. Schon gegen Mittag trafen wir auf der Kleble Alm (1983 m) oberhalb von Sölden ein und nutzten die Zeit für die Erkundigung des Alm-Ensembles mit Wohnhäusern, Scheunen und Kirche sowie zum ausgiebigen Kartenzocken.

Am letzten Tag waren es dann nur noch 600 Höhenmeter bis ins Ötztal. In Sölden herrschte geschäftiges Treiben, da am Sonntag der Ötztaler Radmarathon über Brenner und Timmelsjoch stattfinden sollte. Der Ortsbus brachte uns vorbei an den vielen Amateur-Radfahrern zurück zu unseren Autos nach Untergurgl. Gegen Mittag trennten sich dann unsere Wege wieder: zurück nach Essen, zurück nach Potsdam oder zum verdienten Erholungsurlaub.

Gourmetwanderung – von Norbert Brauksiepe vorbereitet und geführt – bedeutete wie schon in den Vorjahren Gourmet-Panorama, Gourmet-Verpflegung, Gourmet-Stimmung. Deshalb wird es für die meisten 2014 wieder heißen: Auf zur Gourmettour! Vielleicht dann mit Becherhaus und Zuckerhütl sowie der Suche nach dem Weg zwischen ehemaliger Essener Hütte und Aperem Verwalljoch.

von Susanne, einer der neun GourmetwandererInnen

Die nächste Gourmetwanderung startet im Juli 2014, die Ausschreibung dazu folgt ab Dezember im Netz.